jueves, 19 de agosto de 2010

GOOGLES MACHT KÖNNTE SCHNELL ZERBRECHEN

SUCHMASCHINEN

Googles Macht könnte schnell zerbrechen

Der Suchmaschinenkonzern beherrscht den Markt; niemand scheint ihm zu widerstehen. Doch die Kundenbindung im Netz ist dürftig und Googles Macht ständig in Gefahr.

Wie fragil ist Googles Macht? Hier spiegelt sich das Firmen-Emblem des Hauptquartiers in Peking in einem benachbarten Gebäude

Wie fragil ist Googles Macht? Hier spiegelt sich das Firmen-Emblem des Hauptquartiers in Peking in einem benachbarten Gebäude

Deutschland streitet über Street View. Die Aufregung ist riesig, und sie ist geprägt von großer Hilflosigkeit. Denn gleich, ob man in dem neuen Bilderdienst von Google nun eine Bedrohung der Privatsphäre erkennt oder ihn als hilfreiche Dienstleistung zur besseren Orientierung versteht: Was Kritiker wie Befürworter eint, ist der Glaube daran, dass die Handlungen des Konzerns vielleicht zu beeinflussen, aber keinesfalls zu verhindern sind. Zu gewaltig ist die Macht des Riesen, der alleine mit seiner Suchmaschine 90 Prozent des deutschen Marktes abdeckt.

Doch Googles Position ist fragil. Sie könnte sich schnell ändern.

Denn warum ist die Suchmaschine so erfolgreich? Weil die Technologie überzeugt. Vor allem aber: Weil das Image stimmt. Der Leitspruch don’t be evil, die elegant-zurückgenommene Einstiegsseite, die unaufdringlichen Ergebnislisten. Alles ist hier ganz anders als die überbordenden Kataloge von Yahoo und Co und war lange Zeit nicht überformt vom Urbild des bösen Software-Giganten wie heute noch die Konkurrenzmaschine Bing aus dem Hause Microsoft.

Nur zeigt sich inzwischen, dass Google technisch gar nicht so viel besser ist als andere. Viktor Mayer-Schönberger hat die Probe gemacht. Er forscht an der Universität von Singapur. In drei Doppel-Blind-Studien in Österreich, Singapur und China hat er mit jeweils hundert Personen getestet, wie stark die Kundenbindung ist, die auf der Qualität der Suchalgorithmen beruht. Ergebnis: Sie ist höchst gering.

Mayer-Schönberger stellte seinen Probanden die Aufgabe, Antworten auf zehn leichte bis mittelschwere Suchfragen zu finden. Zur Auswahl standen Google, Bing, Ask sowie das chinesische Angebot Baidu. Die meisten Teilnehmer des Experiments (mit Ausnahme vieler Chinesen, die auf Baidu setzten) sprachen zuvor Google das höchste Vertrauen aus. Das Ergebnis ihrer Suchen war jedoch immer dasselbe: Alle Anbieter sind in etwa gleich gut, maßgebliche Unterschiede im Ergebnis waren nicht zu erkennen.

Was hält die Menschen dann noch bei Google? Mayer-Schönberger vermutet, dass es lediglich die Mutmaßung ist, die Suchmaschine liefere sehr gute Ergebnisse. Was bedeutet, dass das als so dominierend empfundene Modell Google so stark nicht ist. Denn der Wechsel zu einer anderen Suchmaschine kostet den Nutzer nichts. Die Ergebnisse dort sind genauso gut. Neu lernen muss man auch fast nichts, weil die Bedienung der Konkurrenzprodukte der von Google stark ähnelt.

Schon ein kleiner Imageschaden könnte also dazu führen, dass Nutzer in großem Stil abwandern. Beispiele für solche Entwicklungen hat das Netz einige anzubieten, etwa beim Sozialen Netzwerk MySpace. Das war einst Branchenkönig, ist heute jedoch im Ansehen weit hinter Facebook zurückgefallen.

Hinzu kommt, dass nachwachsende Nutzer immer seltener Suchmaschinen brauchen, um sich das Netz zu erschließen. Die neuen sozialen Funktionen verändern ihr Verhalten. Sie folgen nicht mehr der Erfahrung: "Ich will wissen, also muss ich suchen." Die neue Maxime lautet vielmehr: "Was wichtig ist, wird mich schon erreichen."

Zum Beispiel so: Ich war im Kino und poste einen Hinweis auf den Film auf meiner Facebook-Seite. Fünf meiner Freunde gefällt mein Eintrag und indem sie den entsprechenden Button anklicken, verbreitet sich diese Empfehlung im Netzwerk, erreicht Menschen, die von diesem Streifen bislang noch nichts wussten, ihn aber ebenfalls weiterempfehlen und so fort. Viele Millionen Nutzer sind inzwischen in solchen Netzwerken organisiert, alleine mehr als 500 Millionen weltweit bei Facebook, so gut wie jeder deutsche Student bei StudiVZ.

  • VERNETZTES GESCHNATTER
  • SUCHWERKZEUGE

Twitter bietet nicht viel Platz, 140 Zeichen lang sind die Nachrichten dort nur und bis zu dem gleich folgenden Punkt sind es schon 136. Trotzdem ist Twitter sehr viel mehr als nur eine Plattform zum Versenden von kurzen Informationen. Das Geheimnis ist die Vernetzung.

Wer sich nicht mit den "Feeds" von Freunden, Kollegen, Bekannten, Stars, Nachrichtenportalen, Firmen verbindet, ihnen folgt, für den ist der Dienst lediglich ein endloser Strom wirren Geschnatters. Schwer zu durchschauen, praktisch nicht zu gebrauchen. Doch wer sich vernetzt, für den bekommt Twitter Bedeutung: für den einen wird es damit Marketinginstrument, für den zweiten der Ort, an dem er erfahren kann, was seine Freunde bewegt, für den dritten Recherchewerkzeug, für den vierten Zeitung.

Der Kurznachrichtendienst Twitter funktioniert ähnlich. Viele Statusmeldungen dort enthalten Links, und alle diese Meldungen wiederum Stichworte, die sie bestimmten Themen zuordnen. Kostenlose Zusatzprogramme sortieren die Themen auf Überblickseiten. Auf diese Weise ist es ein Leichtes, sich über das zu informieren, was einen interessiert. Facebook schließlich hat einen Empfehlungsknopf entwickelt, den man in jede Website einbauen kann. Wer ihn anklickt, informiert automatisch alle seine Freunde darüber, was ihn außerhalb der abgeschlossenen Welt des Netzwerks noch so interessiert.

Längst arbeitet Google ebenfalls daran, die Empfehlungskultur für sich nutzbar zu machen. Ein kleines Beispiel ist schon seit einiger Zeit auf Google Maps zu besichtigen. Dort kann man unter dem unscheinbaren Knopf "Mehr..." in den Feldern Fotos, Videos und Webcams Haken setzen. Dann erscheinen auf der Karte viele von Nutzern eingestellte Bilder. Wer will, kann schon einmal virtuell durch die Gegend stöbern, in der der Sommerurlaub stattfinden soll. Auch Funktionen wie Google Mail oder die Google-gestützte Textverarbeitung sollen Kunden fesseln.

Wie groß der Druck auf Google jedoch tatsächlich ist, zeigte sich jüngst an ganz anderer Stelle. Da wurde bekannt, der Suchmaschinenkonzern und die amerikanische Telefongesellschaft Verizon hätten darüber verhandelt, wie die Daten, die Google liefert, gegen Bezahlung schneller übertragen werden könnten. Angeblich ging es vor allem um Filme der Google-Tochter YouTube.

Kritiker warnten, Google untergrabe damit dieNetzneutralität. Sie ist eines der Basisprinzipien des Internets und besagt, dass alle Daten von den Netzanbietern gleich schnell und ohne Einschränkung übertragen werden müssen, gleich, von wem sie kommen. Wollte sich Google also einen besseren Zugang zu seinen Kunden erkaufen? Oder Konkurrenten wegschieben?

Kaum war die Nachricht in der Welt, dementierten Google und Verizon und präsentierten gemeinsame Regeln für ein offenes Internet, nach denen sich nichts am neutralen Datenfluss ändern solle. Der Haken: Der Katalog gilt nur für das Festnetz. Das stark wachsende mobile Internet ist davon ausgenommen. Außerdem soll nur sogenannter lawful content geschützt werden. Wer aber entscheidet, was rechtlich zulässig ist, ist nicht definiert. Im Zweifel sagen Google und Verizon, was beim Kunden ankommt. Die Zufriedenheit derselben wird das im Zweifel nicht unbedingt erhöhen.

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