Alkohol am Steuer
Kein Kavaliersdelikt
Margot Käßmann ist eine hervorragende EKD-Ratsvorsitzende. Um so schlimmer, dass ihre Trunkenheitsfahrt sie für dieses Amt disqualifiziert. Ein Kommentar
© Peter Steffen/dpa
Margot Käßmann, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ist mit 1,5 Promille Alkohol im Blut von der Polizei erwischt worden. Na und? Passiert das nicht vielen Menschen? Sie hat bei Rot eine Ampel überfahren. Was ist schon dabei? Wer ist im Straßenverkehr schon frei von Sünde? Muss deshalb gleich so ein Wirbel veranstaltet werden jetzt im Fall der streitbaren Bischöfin?
Margot Käßmann wird ja die Konsequenzen ihrer Trunkenheitsfahrt ohnehin zu spüren bekommen: Sie wird ihren Führerschein für längere Zeit verlieren, sie wird sieben Punkte in Flensburg anhäufen und sie wird eine saftige Geldstrafe zu zahlen haben. Muss man ihr also gleich noch die Eignung als EKD-Vorsitzende absprechen?
Ja, leider muss man das.
Leider, weil Margot Käßmann eine hervorragende Ratsvorsitzende ist. Sie hat dieses Amt mit einer spirituellen Kraft und moralischen Instanz gefüllt wie kaum einer ihrer vielen männlichen Vorgänger. Sie mischt sich ein, sie spricht eine klare Sprache, sie kritisiert die Unmenschlichkeit des Afghanistan-Kriegs. Zugleich kennt sie aus eigener Erfahrung die Biegungen und Wirrungen, die das Leben manchmal geht. Keiner hat das höchste Amt der Evangelischen Kirche menschlicher und authentischer ausgefüllt als Margot Käßmann. Ihr Rückzug wäre ein schwerer Verlust für die Kirche und für die Gesellschaft.
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